Jubiläum: 40 Jahre Arbeitskreis Linz
Der Arbeitskreis für Psychoanalyse in Linz feiert sein 40-jähriges Bestehen mit der Filmreihe
P S Y C H O A N A L Y S E I M K I N O
In Kooperation mit dem Moviemento in Linz
Der Kinostart der Verfilmung von Robert Seethalers Roman ‘Der Trafikant’ bringt diesen Herbst die Psychoanalyse auf die Leinwand. Eine gute Gelegenheit, sich ausführlicher mit Sigmund Freud und der Psychoanalyse im Kino zu befassen. In Kooperation mit dem Moviemento zeigt der Arbeitskreis für Psychoanalyse im Oktober drei historische Spielfilme über Geschichte, Entstehung und Anwendung der Psychoanalyse. Zu jedem Film gibt es eine Einführung sowie anschließende Diskussion mit Psychoanalytikerinnen und Psychoanalytikern des Arbeitskreises.
Mittwoch, 10.10.2018: Freud (John Huston, USA 1961)
Beginn um 20h. Ort: Moviemento in Linz. Karten an der Kassa.
Einführung: Adalbert Eisenriegler, Linz.
Regisseur John Huston schuf eine packende, romanhafte Filmbiografie über Sigmund Freud (Montgomery Clift), seine skandalösen Entdeckungen und die Begründung der Psychoanalyse. Mit der Aufdeckung des Sexuellen setzt Freud einen Tabubruch, der sein Ringen um akademische Anerkennung fast zunichte macht.
Mittwoch, 17.10.2018: Geheimnisse einer Seele (Georg W. Pabst, D 1926)
Beginn um 20h. Ort: Moviemento in Linz. Karten an der Kassa.
Einführung: Rainer Gross, Wien.
Der Stummfilmklassiker von G.W.Pabst ist der Versuch, auf sehr populäre Weise anhand eines Beziehungsdramas die Wirksamkeit des Unbewußten bei der neurotischen Symptombildung und seine Auflösung in der psychoanalytischen Behandlung darzustellen. Dem Regisseur und dem Hauptdarsteller Werner Krauss gelingen phantastische Traumszenen filmisch umzusetzen.
Donnerstag, 25.10.2018: Spellbound (Alfred Hitchcock, USA 1945)
Beginn um 20h. Ort: Moviemento in Linz. Karten an der Kassa.
Einführung: Beate Hofstadler, Wien.
Unter der Regie von Alfred Hitchcock spielt Ingrid Bergmann eine junge Psychoanalytikerin in einer Nervenklinik, die sich in ihren neuen Chef, den attraktiven Dr. Edwards (Gregory Peck) verliebt. Der leidet aber an schweren Schuldkomplexen, ist psychisch verwirrt, hat eine falsche Identität und hält sich für einen Mörder. Mit dem ganzen Können ihrer psychoanalytischen Fähigkeiten versucht sie das Rätsel in Dr. Edwards Kopf zu entschleiern.
Psychoanalyse und Kino sind etwa zeitgleich entstanden. Seit 1895 gibt es Kino als Großraumprojektion, der mehrere ZuseherInnen zur selben Zeit beiwohnen können. Im selben Jahr publizierte Sigmund Freud seine „Studien über Hysterie“. Anfangs hatten beide Disziplinen Schwierigkeiten mit der Anerkennung: Film galt zunächst als „Dienstbotenunterhaltung“, die vom Jahrmarkt kam und darum rang, anerkannte Kunstform zu werden. Freuds Theorien über die menschliche Sexualität wurden als Skandal erlebt, die Psychoanalyse kämpfte lange darum, das Paradigma des Unbewussten zur Wissenschaftlichkeit zu erheben.
Psychoanalyse wie Film haben ein jeweils spezifisches Verhältnis zu Illusion bzw. Täuschung und damit zu Mangel und Begehren entwickelt. Psychoanalyse und Film galten als Ausdruck der „modernen Zeiten“. Die Filmproduzenten erkannten rasch die Popularität und Verwertbarkeit des Sujets „Psychoanalyse“. Andererseits war es verführerisch, die Psychoanalyse einem Massenpublikum näherzubringen, auch wenn damit die Gefahr einer unzulässigen Vereinfachung und Banalisierung einherging. Freud war gegenüber dem Medium Film äußerst zurückhaltend, da das Unbewusste für ihn nicht darstellbar war. Daher schrieb er auch an Sandor Ferenczi: „Die Verfilmung lässt sich so wenig vermeiden, wie, scheint mir, der Bubikopf. Aber ich lasse mir selbst keinen schneiden und will auch mit keinem Film in persönliche Verbindung gebracht werden.“ Für andere Psychoanalytiker war es verlockend, was mit diesem Medium alles erreichbar schien: So etwa Hans Sachs (1929) der davon ausging, dass sich innere psychische Prozesse nur durch äußere Verbilderung darstellen lassen. Die filmtechnischen Darstellungsmöglichkeiten des Unbewussten, von Träumen, Phantasien und Erinnerungen können die Psychoanalyse im Kino zu einer faszinierenden Erfahrung machen. Aber auch umgekehrt kann das Kino zu vielen Einfällen hinter der Couch und auf der Couch inspirieren.
Konzeption: Adalbert Eisenriegler